Wieso hast du dich für eine Ausbildung im Gesundheitswesen entschieden?
Tobias Tschiemer
Dipl. Pflegefachmann HF
Gesundheitsberufe Bern:
Tobias:
Die Weiterentwicklungsmöglichkeiten in der Pflege beziehungsweise im Gesundheitswesen sind super. Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach gut ausgebildetem Pflegepersonal ist sehr hoch.
Als Koch kam bei mir das Bedürfnis nach mehr Menschenkontakt und beruflichen Perspektiven auf. Als ich schliesslich den Kontakt zu einer Berufsberatung suchte, merkte ich schnell, dass die Pflege für mich das Richtige ist. Schon vorher spielte ich mit dem Gedanken, mich in diese Richtung bilden zu wollen, mir fehlte jedoch der letzte Ruck. Daraufhin meldete ich mich bei der Spitex und im Spital Interlaken, um die Pflege besser kennenzulernen. Der Kontakt zu Menschen, das Beurteilen von verschiedensten Wunden oder Entnehmen von Blut, das Legen von venösen Zugängen, um Medikamente darüber geben zu können, das fand ich sehr spannend. Erst so bekam ich einen Einblick, was das Pflegepersonal alles macht und welche umfangreichen Fähigkeiten und welches Fachwissen die Pflegenden haben müssen, um Menschen mit verschiedensten Erkrankungen begleiten zu können.
Gesundheitsberufe Bern:
Was ist das Schönste für dich beim Schaffen?
Tobias:
Für mich ist unter anderem das Arbeiten im Team sehr toll. Ich habe immer in Teams gearbeitet, in denen man sich gegenseitig geholfen hat. Die gute Zusammenarbeit spürten auch die Patienten.
Ich freute mich immer sehr, wenn die Menschen, die ich begleiten durfte, sich beim Team für unsere Arbeit bedankten. Als Pflegender lernt man Menschen sehr schnell kennen und man sieht, wie jeder Mensch mit seiner Erkrankung individuell umgeht. Es macht Freude, wenn die Patienten jeden Tag Fortschritte machen. Was mir ebenfalls sehr gefällt, ist das Arbeiten im modernen Krankenhaus. Die technische Entwicklung ist im Gesundheitswesen gut sichtbar und wird in jedem Bereich eingesetzt. Sie hilft mit, beim Arbeiten Laufwege zu sparen und Informationen innerhalb vom Spital für das Behandlungsteam zugänglich zu machen. Oder der elektronische Medikamentenschrank, dank welchem die richtigen Medikamente beim richtigen Patienten ankommen.
Gesundheitsberufe Bern:
Wovor hast du beruflich am meisten Angst?
Tobias:
In der Pflege ist man teilweise übertragbaren Krankheiten wie zum Beispiel der saisonalen Grippe, dem COVID- 19 Virus oder dem Norovirus ausgesetzt. Krankheiten, die mir Angst machen.
In der Ausbildung lernt man, welche Erkrankungen übertragbar sind und wie der Übertragungsweg verläuft. Es wird entsprechendes Schutzmaterial und Desinfektionsmaterial bereitgestellt und geschult, wie es richtig angewendet wird. Der Schutz vom Personal hat oberste Priorität. So lernt man sich und seine Familie zu schützen und kann das Wissen so auch im Privatleben gut nutzen.
Gesundheitsberufe Bern:
Welchen Tipp gibst du Jugendlichen, die im Berufswahlprozess stehen?
Tobias:
Wenn ihr mit eurem Handeln etwas bewegen möchtet, und gerne in einem Team arbeitet, seid ihr in der Pflege richtig. Wenn mich jemand fragt, was ich als Pflegeperson mache, empfinde ich es immer als schwierig, meine Tätigkeit zu beschreiben.
Deshalb solltet ihr unbedingt versuchen, in verschiedenen Institutionen wie Altersheim, Spital oder Spitex zu schnuppern. So bekommt ihr einen breiten Eindruck und Einblick in die Pflege.
Gesundheitsberufe Bern:
Wir schauen noch in die Zukunft: wohin wird dich dein Beruf führen?
Tobias:
Natürlich möchte ich erst das Nachdiplomstudium auf der Intensivstation abschliessen. Umso weiter ich mich bilde, desto mehr sehe ich Sachen, die ich noch machen möchte. Spontan kommen mir Weiterbildungen wie Pain Nurse, Wundexperte und Palliativ Care im Kontext mit der Intensivstation in den Sinn.
Gesundheitsberufe Bern:
Du arbeitest als Pflegefachmann HF und bist leidenschaftlicher Musiker. Wie bringst du Beruf und Hobby unter einen Hut?
Tobias:
Der „Dreischichtbetrieb“, in dem ich im Krankenhaus arbeite, erlaubt es mir, Termine auch am Morgen vereinbaren zu können.
Am Morgen vor dem Spätdienst gehe ich zum Beispiel oft zu meinem Gitarrenlehrer. In den Betrieben, in denen ich bis jetzt gearbeitet habe, liess sich immer einen Weg finden, um Hobbies wie Fussball spielen oder Squash auszuüben. In diesem Beruf arbeitet man auch am Wochenende, jedoch geniesse ich auch die Freitage unter der Woche, so hat man genügend Platz auf der Skipiste oder zum Wandern. Wenn man gut vorausplant, besteht nach meiner Erfahrung die Möglichkeit, Freiwünsche einzugeben, welche meistens auch berücksichtigt werden. So kann man das Berufliche gut mit den Hobbies kombinieren.